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Erstes Nachhaltigkeits-Symposium der Bauwirtschaft in der ''schönsten Zeche der Welt'' stößt unisono auf positive Resonanz

Nachhaltigkeit, Baubranche, BIM, Digitalisierung

+++Fortsetzung am 12./13.09.2023 mit dem 2. Nachhaltigkeitssymposium der Bauwirtschaft+++ 

Am 28.06.2022 wurde um 10 Uhr das erste Nachhaltigkeits-Symposium der Bauwirtschaft von Tobias Guller, dem Projektleiter der ifA-Bau Consult, eröffnet. 160 Teilnehmer*innen fanden sich im Laufe der beiden Symposiums-Tage im UNESCO-Welterbe Zollverein ein, um nichts weniger als die Transformation der Baubranche hin zu einer nachhaltigen und CO2-neutralen Branche in den Fokus zu nehmen.

Die Schirmherrin, Bundesbauministerin Clara Geywitz, hatte ihren parlamentarischen Staatssekretär Sören Bartol für die Eröffnungsrede entsandt. Herr Bartol stellte in seiner Rede dar, wofür das Bundesbauministerium, das es in dieser Form das erste Mal seit 20 Jahren wieder gibt, angetreten ist. Neben dem Ziel der Schaffung neuen Wohnraums über 400.000 neue Wohnungen stellte er Bezüge her zu Themen wie der notwendigen Digitalisierung, der Beendigung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, dem Ausbau der Arbeitskräfteeinwanderung und der Unterstützung der Rolle von Ersatzbaustoffen - alles Themen, die in der Folge des Symposiums wieder aufgegriffen wurden.

Als Gastgeber stellte im Anschluss Prof. Dr. Hans-Peter Noll Vergangenheit und Gegenwart des UNESCO-Welterbe Zollvereins dar und zog Parallelen zum Thema des Symposiums. Die Zeche Zollverein, die 1926 bei den Architekten Schupp und Kremmer mit dem Zielbild der "schönsten Zeche der Welt" in Auftrag gegeben wurde, symbolisiere die Notwendigkeit, aber auch die Möglichkeit, Bestandsimmobilien zu sanieren (statt sie abzureißen) und zu vollständig neuen Nutzungszwecken umzuwidmen. Er positionierte die Zeche als "Transformationsstandort", der Mut machen und zeigen soll, dass Wandel geht.

Wie dieser Wandel in der Baubranche gelingen kann und soll, war das Leitthema der folgenden Podiumsdiskussion mit Dr. Christine Lemaitre (Vorständin DGNB), Jonathan Lunkenheimer (Gründer A4F und wissenschaftlicher Mitarbeiter der TH Köln), Prof. Beate Wiemann (Hauptgeschäftsführerin Bauindustrieverband NRW), Frank Steffens (Geschäftsführer Brüninghoff) und Christian Büscher (Geschäftsführer Technischer Service Vonovia) unter der Leitung von Fritz Lietsch (forum Nachhaltig Wirtschaften). Die z.T. kontrovers diskutierten Unterthemen waren schnell gefunden:

  • Verfügbarkeit von flächendeckend umsetzbaren Konzepten für die Altbausanierung,
  • Grenzen durch politische Rahmenbedingungen für nachhaltiges Bauen,
  • Kostenbetrachtungen (Lebenszykluskosten vs. reine Baukosten),
  • Vergabepraxis öffentlicher Auftraggeber und
  • partnerschaftliches Bauen vs. "Nachtragsjagd".

Frau Dr. Lemaitre fasste in ihrem Schluss-Statement zusammen, dass die Branche "vom albernen Wettkampf der Radikalitäten" weggehen und die Tools, die da sind, "endlich mal nutzen" solle.

Dieses Statement war für Thomas Rau (RAU Architekten), den sich anschließenden Redner, eine Steilvorlage, die er noch weiter ausbaute. Aus seiner Sicht hat die Baubranche ein "falsches System geschaffen". Schon vor dem Symposium hatte er klar positioniert, dass es keine Rohstoffknappheit gebe, weil die Rohstoffvorräte der Erde bekanntermaßen begrenzt seien und die Menschen damit (wie schon immer) haushalten müssten. Für ihn seien Gebäude "Zwischenlager von Materialien", für die logistische Prozesse etabliert werden müssten. Müllverbrennungsanlagen bezeichnete er als "Rohstoffkrematorien".

Besonders eindrucksvoll in Erinnerung blieb sein Beispiel zum Bau einer Stahldachkonstruktion mit 35% geringerem Stahlverbrauch als üblich. Diese war möglich geworden, weil bei der Vergabe anders gefragt wurde - nämlich nicht über den Stahldachbauer (der per se ein Interesse am Verbrauch von möglichst viel Stahl hat), sondern über einen Konstrukteur von Achterbahnen (für den der Bau einer Achterbahn mit möglichst wenig Stahl mit Blick auf eine bessere Portabilität ein zentrales Ziel ist). 

In der Folge waren die beiden Symposiumstage durch parallellaufende Panels in 3 unterschiedlichen Hallen organisiert. Die Teilnehmer*innen konnten sich so die für sie individuell passenden Schwerpunkte setzen. In den Panels wurden durch Impulsvorträge der Referent*innen und sich anschließende Diskussionen u.a. folgende Themen bzw. Thesen erläutert sowie hinterfragt:

  • „Jede nicht gebaute Wohnung ist für die CO2-Bilanz von Vorteil“ (Michael Halstenberg, Ministerialdirektor a.D.)
  • „Die Branche muss vom albernen Wettkampf der Radikalitäten weggehen und die Tools, die da sind, endlich mal nutzen" (Dr. Christine Lemaitre, DGNB)
  • „Gebäude wie ein Baum, eine Stadt wie ein Wald“ (Nora Griefahn, C2C)
  • „Ohne BIM keine Nachhaltigkeit“ (Annette von Hagel, Stiftung re!source)
  • „Die Bauwende benötigt eine neue Zusammenarbeit“ (Michael Scharpf, Holcim)
  • „Wir müssen an allen Enden anfangen und uns weniger mit dem Verteufeln von irgendwelchen Initiativen beschäftigen“ (Annette Hering, HERING Bau)
  • „Wir brauchen durchgängig nachhaltige Unternehmenskulturen“ (Frank Steffens, Brüninghoff)
  • „Es braucht Mut, Aktionismus und Kreativität, um sich Gebäude als Rohstofflager bewusst zu machen“ (Til Hagedorn, Madaster)
  • „Kein ‚ja, aber‘ mehr“ (Felix Janssen, DGNB)

Parallel dazu stellten Startups vor, wie disruptive Ansätze aussehen können. Aktuelle Forschungsergebnisse und -vorhaben wurden von Nachwuchswissenschaftler*innen der RWTH Aachen präsentiert und von Julian Joswig als Vertreter des grünen Wirtschaftsdialogs abgerundet.

Die Teilnehmer*innen sparten am Ende der Veranstaltung weder an positivem Feedback noch an konstruktiven Vorschlägen für eine Fortführung des Dialogs. Ein Bauunternehmer resümierte ganz konkret: „Ich hätte es bereut, wenn ich nicht dabei gewesen wäre!“. Projektleiter Tobias Guller verabschiedete die Teilnehmer*innen so auch mit der Aussage: „Wir als ifA-Bau Consult sind mit dieser Veranstaltung ein Risiko eingegangen - wir haben diese Veranstaltung zum ersten Mal gemacht. Aber auf jeden Fall nicht zum letzten Mal. Reservieren Sie sich schon heute den 12./13.09.2023 für das 2. Nachhaltigkeits-Symposium der Bauwirtschaft!“

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